Der Ruder-Club Aschaffenburg wurde am 8. August 1898 gegründet und 1937 in einen eingetragenen Verein umgewandelt. Ein Blick in die Geschichte der Ruderei in Aschaffenburg zeigt dazu noch einige bemerkenswerte Ungereimtheiten. Im Archiv der Verwaltung der Bayerischen Schlösser und Seen findet sich ein Aktendeckel aus dem Jahre 1866, der die Aufschrift “Ruderclub Aschaffenburg” trägt, worin aber lediglich die Rede ist von Fischerhütten an der Schlossmauer neben dem Theoderichstor, die damals geräumt werden sollten und wogegen die Besitzer sich mit Erfolg wehrten. Diese Hütten waren gedacht zum Aufbewahren von Schiffsgerät und -material. Die Besitzer waren Holzhändler und Schiffer. Interessanter Weise ist es aber just die dem Theoderichstor nächste dieser Hütten, die bei der Gründung des Vereines 1898 als erste Bootshalle dient. Als zweite Ungereimtheit findet sich 1875 in der Aschaffenburger Zeitung der Hinweis, dass der damals „noch junge Ruderclub die Bootsparade anlässlich des Sedanstages anführte und, dass er in seiner kurzen Bestandsdauer schon Beachtliches geleistet hat“. Belegt ist, dass es vor dem Ruder-Club Aschaffenburg einen „Aschaffenburger Ruder-Club“ von 1867 gab, der aber ab 1897 nicht mehr im Wassersport-Almanach geführt wird. Wir wissen nicht, wo dieser seine Bootshallen hatte, können aber davon ausgehen, dass sie in der Gegend waren, wo die erwähnten Fischerhütten standen. Dort, an der Lände der Schiffer und Flößer und der Liegestelle des Floßes der Wäscherinnen waren die Verhältnisse einen Wassersport wie Rudern zu betreiben besonders günstig.
Es kann davon ausgegangen werden, dass im Jahre 1898, als der Ruder-Club Aschaffenburg in seiner jetzigen Form gegründet wurde, zumindest ein Teil des vorher existierenden oder noch vorhandenen Aschaffenburger Ruder-Clubs v. 1867 in ihn überging, denn unter den Gründungsmitgliedern, knapp 40 an der Zahl, sind auch 30 aktive Ruderer, erfahrene Rennruderer, die einen Rennzweier mit einbringen. Gründungsvorsitzender war der Pädagoge Dr. phil. Ludwig Cron. Das erste Bootshaus wurde unter dem Vorsitzenden Georg Stanger am 20. Mai 1900 unterhalb der Schlossgartenmauer, vom Main aus gesehen etwa 250 Meter links vom Theoderichstor, eingeweiht. Dort stand es mit baulichen Veränderungen bis 1979. Die Genehmigung für einen Neubau zum seinem Ersatz an gleicher Stelle konnte nicht erreicht werden, so dass mit diesem eine Standortverlegung unausweichlich wurde. Am 12. Mai 1979 wurde unter dem 1. Vorsitzenden Ottokar Mandlinger das neue Bootshaus oberhalb des Einfahrtstores zum Floßhafen eingeweiht. Ein Gedenkstein erinnert heute an den Standort des ersten Bootshauses des RCA.
Der Ruder-Club Aschaffenburg verfolgte vom ersten Tag an drei Ziele: er wollte Rennrudern betreiben – dafür garantierten die Rennruderer, die ihn mitgründeten-, er wollte fest im gesellschaftlichen Leben der Stadt Aschaffenburg integriert sein – wir finden in der Frühphase keine Veranstaltung, die nicht mit einem Ball endete oder mit einer entsprechenden Veranstaltung begann -, und er wollte sportliche Freizeitgestaltung anbieten. Der Main, damals unreguliert, bot mit Möglichkeiten zu kürzeren Ausfahrten oder auch zu längeren Wanderfahrten reichlich Gelegenheit dazu. Der neu gegründete Verein hatte als Ziel gehabt Rudern auszuüben, die Ruderei zu fördern und die Jugend unter Berücksichtigung und auf der Basis des Amateurgedankens zu erziehen und im Rudern auszubilden. Diese seine Ziele sind bis heute unverändert gültig geblieben.
Der Ruder-Club Aschaffenburg vermeldet 1899 bereits seine erste interne Regatta. 1908 folgt die erste offizielle und dann in weiteren 60 Jahren eine Vielzahl von Regatten, deren letzte die 5. DRV-Nachwuchsregatta 1969 war. Höhepunkt war sicherlich 1967 die dritte von ihnen mit 1500 regattierenden Jugendlichen (Ruderinnen und Ruderern). Der Gedanke Rudern auf hohem Leistungsniveau zu betreiben hatte Fuß gefasst und sich aus den Anfängen bis in eine Dimension entwickelt, die heute die internationalen Junioren – Prüfungsregatten des DRV in München haben. Die Zeiten haben sich geändert und mit ihnen die Anforderungen an Spitzenregattastrecken für faire Wettkämpfe ohne strömungs- oder hauptwindrichtungsbedingte Bahnvorteile. Aschaffenburg kann sich heute auf der Rhein-Main-Donau-Großschifffahrtsstraße Main, nicht zuletzt wegen dieser Anforderungen, nicht mehr als Austragungsort für Hochleistungsregatten anbieten.
Im Jahr 1947 gelang es Aktiven des Ruder-Clubs Aschaffenburg zum ersten Mal in die Meisterränge zu rudern. Mit dem Vierer: Ottokar Mandlinger, Horst Rickert, Heiner Scheuermann, Joffi Heimbach am Schlag und Steuermann Karl Friedrich wurde auf der Deutschen Meisterschaft in Mannheim der erste dritte Platz errudert, die Krönung langer Wünsche, harter Trainingsarbeit und des unermüdlichen Einsatzes von Trainern und Mannschaften. Es folgte dann 1993, geraume Zeit später, der erste Gewinn einer Deutschen Meisterschaft durch Martin Weis im Leichtgewichtsachter, dann schon nicht mehr im Vereinsboot, sondern in Renngemeinschaft. Es sollte auch Martin Weis sein, der 1996 auf der Olympiade in Atlanta im Leichtgewichtsvierer einen 5. Platz erzielen konnte und dort die Farben des Deutschen Ruderverbandes, die seines Heimatvereines, des Ruder-Clubs Aschaffenburg, und die seines studiumsbedingten, neuen Heimatvereines, des Berliner Ruderclubs am Wannsee vertrat.
Die zweite Säule des RCA ist bis heute das Freizeit- und Wanderrudern, je nach Witterung allabendlich und sonntags morgens von etwa April bis Oktober und das Wanderrudern auf Wanderfahrten im In- und Ausland. 1938 richtete er für den Deutschen Ruderverband die “Main-Ausländer-Wanderfahrt”, wie sie genannt wurde, aus. Es war eine der großen Wanderfahrten des Deutschen Ruderverbandes, zu der Gastvereine aus dem gesamten europäischen Ausland eingeladen waren mit mehreren hundert Teilnehmern. Es folgten dann 1972 und 1992 weitere Wanderruderertreffen verbunden mit Verbandswanderfahrten des Deutschen Ruderverbandes, die der RC Aschaffenburg organisierte.
Der dritte Zielbereich des RCA war die aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben in Aschaffenburg. Der Verein hat von seinen frühesten Anfängen an sich bewusst als Kind der Stadt gezeigt. Waren es die Bootsparaden 1875 anlässlich des Sedanstages oder 1921 anlässlich der Eröffnung des Leiderer Hafens, waren es die Bälle, die für die Stadt öffentlich organisiert wurden – der Herbst- und Frühjahrsball – der Ruder-Club Aschaffenburg hat sich immer als Kind der Stadt angeboten und die Stadt hat es ihm stets gedankt. Er hat immer Unterstützung von der Stadt und dem Landkreis erhalten, wenn es darum ging Projekte zu bewältigen, die weit über seine finanziellen Kräfte hinaus gingen, wie zum Beispiel den Bootshausneubau oder die Anschaffung großer Bootseinheiten oder anderen teuren Sportgerätes.
Rudern war in seinen Anfängen eine reine Männerdomäne! Erst Ende des 19. Jahrhunderts begannen auch in Deutschland Frauen zu rudern. 1935 wurde Alice Rödelsberger als erstes weibliches Mitglied in den Ruder-Club Aschaffenburg v. 1898 aufgenommen!
Heute zählt der Ruder-Club Aschaffenburg von 1898 e. V. knapp 400 Mitglieder aller Altersklassen und beiderlei Geschlechts. Sein sportliches Angebot umfasst Renn-, Freizeit und Wanderrudern und die Geselligkeit im Verein hat an ihrem Stellenwert seit der Gründungszeit nichts eingebüßt.